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Das weiße Blässhuhn

 

Melanine gehören zu den wichtigsten Pigmentfarben in der Tierwelt, die auch für die Färbung von Haut und Haaren bei Menschen verantwortlich sind. Die Biosynthese erfolgt in spezialisierten Zellen, den Melanozyten. Bei Vögeln geben diese mit langen Zellfortsätzen ausgestatteten Hautzellen das an einen Proteinkomplex gebundene Pigment an die wachsenden Federn ab, die dadurch eine dunkle Färbung annehmen. Federzeichnungen entstehen durch eine alternierende Einlagerung von Melanin.

Als Albinismus bezeichnet man die Unfähigkeit von Melanozyten, den Farbstoff Melanin zu bilden. Dieses Defizit beruht häufig auf einer genetischen Mutation, die den Verlust von Tyrosinase zur Folge hat, ein Enzym, dessen Aufgabe unter anderem in der Bildung des Farbstoffes Melanin besteht. Diese Mutation tritt in der frühen Embryogenese auf, sodass dieser Defekt die Pigmentation des gesamten Körpers betrifft. Daher ist bei Albinos auch eine Rotfärbung der Augen typisch.

Vielfach zeigen Vögel eine teilweise Hellfärbung des Gefieders. Man nennt dies Leuzismus. Dieser beruht ebenfalls auf genetischen Veränderungen, die aber nicht die Bildung von Melanin, sondern die Weitergabe des Pigmentes von den Melanozyten in die Federn unterbindet. Diese Störungen des Melanintransportes betreffen meist nur Teile des Gefieders, oft auch nur einzelne Federn. Weil sich dieser Defekt nicht auf den gesamten Körper auswirkt, haben leuzistische Vögel dunkle Augen. Albinotische und leuzistische Vögel sind in der "freien Wildbahn" selten, weil einerseits die verursachenden Mutationen nur vereinzelt auftreten, andererseits diese auffälligen Tiere in der Natur nur geringe Überlebenschancen haben.

 

 

Ein leuzistisches Blässhuhn mit einem normal gefärbten Vertreter seiner Art auf der Donau östlich von Ulm.