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Sterntaucher (Gavia stellata)

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Das Vorwort zum Buch

Den größten Teil seines Lebens verbringt der Sterntaucher vor den Küsten nördlicher Ozeane. Man würde diesem unauffälligen Meeresbewohner wohl kaum Beachtung schenken, wenn nicht der Frühling eine bemerkenswerte Verwandlung an ihm vollziehen würde. Dann vertauscht er nämlich sein schmuckloses Winterkleid gegen ein elegantes, in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenes Kostüm mit rostroter Weste. In diesem Prachtgefieder verlässt der Sterntaucher die raue See und bezieht für wenige Sommerwochen einen der zahlreichen Tümpel und Teiche der nordischen Tundra und Taiga. Was treibt dieser doch recht große Meeresvogel nur auf einem so winzigen Binnengewässer? Dieser merkwürdige Auftritt gilt sicher nicht den wenigen Besuchern dieser ohnehin menschenarmen Regionen des hohen Nordens, vielmehr ist er Ausdruck einer evolutiven Zwangslage. Auch wenn der Sterntaucher auf dem Meer zu Hause ist, ein Vogel braucht ein Fleckchen Erde, um seine Eier ausbrüten. Für das Brutgeschäft wählt er daher einsame Teiche mit vegetationsreichen Ufern oder Inseln, die seinem Nachwuchs Schutz vor Räubern bieten und dennoch die Berührung mit dem ungeliebten Land auf das Unvermeidliche reduziert. Der Sterntaucher bleibt ein Meeresbewohner durch und durch, der weiterhin die Nahrung für sich und seine Jungen aus dem nahen Ozean heranschafft. Das Brutgeschäft gewährt dem stillen Beobachter die Gelegenheit für einen intensiven Einblick in das Leben dieses geheimnisvollen Wanderers zwischen Salz- und Süßwasser. Tagelang möchte man am Ufer verweilen, um immer wieder das Revierverhalten oder die lautstarken Begrüßungszeremonien dieser aufsehenerregenden Taucher zu belauschen. Das reichhaltige Verhaltensrepertoire bliebe wohl ein Geheimnis des Sterntaucherpaares, würden sie nicht dem aufmerksamen Vogelfreund mit ihren die Stille des Nordens zerreißenden Rufen den Weg weisen. Alfred Brehm schreibt über die Lautäußerungen des Sterntauchers, dass er sie »als einen wilden Meeresgesang bezeichnen möchte, wie ihn ein Vogel erlernt, welcher Stürmen und Wellentosen lauscht.« Besser kann man es nicht ausdrücken.